SC Borchen Fußballabteilung - Kreuzverhör - Ilona Waltemate

Uwe Gockel im Kreuzverhör

Heute haben wir jemanden im Kreuzverhör, den inzwischen jeder in unserer Gemeinde kennt und dessen Wurzeln von klein auf beim SC Borchen liegen. Maulwurf sprach mit ihm am Samstag, 22. Januar 2022.
Was macht eigentlich unser Bürgermeister, Uwe Gockel?

Steckbrief

Name: Uwe Gockel
Spitzname: Charly (es gab drei Spieler mit dem Namen Uwe in der Mannschaft und Bruder Dirk nannte mich dann aus einer Laune heraus Charles. Aus Charles wurde dann relativ schnell Charly)
Alter: 50 Jahre
Mitglied seit: 1980
Spielposition: Mittelfeld
Werdegang: Spieler: Von der E-Jugend an alle Jugendmannschaften durchlaufen. Mit 18 Jahren in den Seniorenbereich gewechselt und überwiegend Zweite gespielt. Als Auswechselspieler auch für die Erste tätig und mit 29 Jahren in die Dritte gegangen.
Trainerstationen: E-Jugend von 1989 bis 1990 (mit Gerd Schiller)
1.Damen von 1990 bis 1996 (mit Willi Buschmeier)
U-13 und U-15 Mädchen von 2003-2010
Passwart: Von 2014 bis 2021 Vertragswesen für die Jugendtrainer des SCB
Von 2014 bis heute Passwesen
1. Hallo Uwe. Spieler, Trainer, Passwart - du hast beim SCB so einige Bereiche abgedeckt. Was hat dich am meisten gefordert?
Da würde ich schon das Amt als Damentrainer nennen, wenn man bedenkt, wie ich dazu gekommen bin. Wir saßen mal wieder bei Paulsen im Dorfkrug, als Ilona Neumann (heute Waltemate) und Susi Altmiks (heute Jagiella) zu Willi Buschmeier und mir kamen und uns bequatschten. Aus der Bierlaune heraus haben wir direkt zugesagt und das mit gerade einmal 20 Jahren. Nicht alle im SC Borchen waren damals glücklich über die Gründung der Damenmannschaft, gerade der Vorstand sah dies sehr skeptisch und eher ablehnend. Wir standen aber natürlich zu unserem Wort, setzten uns für die Gründung ein und übernahmen den Posten von Manfred Melcher. Dann mussten aber erstmal grundlegende Dinge geübt werden, wie zum Beispiel "weit Schießen". Ecken, die bis in den 16er kamen, konnte damals nur Kerstin Heinz schlagen; war die aber verletzt wurde es schon schwierig. Es galt also die Basics an die Frau zu bringen.
2. Wie gerade erwähnt warst du, zusammen mit Willi Buschmeier, Trainer der 1. Damen-Mannschaft und hast selbst in den Herrenmannschaften gespielt. Versucht man das Männertraining eins zu eins, auf die Damen umzusetzen, oder wie seid ihr da damals vorgegangen, zumal Damenfußball ja komplettes Neuland war.
Wir haben schon versucht unseren eigenen Stil durchzuziehen. In erster Linie stand aber zunächst Konditionstraining auf dem Programm, um alle fit zu bekommen. So manches Mal hat es uns zu Laufeinheiten in den allseits „beliebten“ Dahlberg gezogen. Weiterhin ging es darum ein Gefühl für den Ball und das Spiel zu vermitteln. Taktische Finessen hatten also weniger Priorität.
3. Dein Bruder Dirk war Leistungsträger der 1. Mannschaft, du selbst hast nur zu Beginn Deiner Zeit im Seniorenbereich in der Ersten gespielt. Gab es Konkurrenzkampf unter euch beiden, oder hat man sich da den Erfolg gegönnt?
Neid war bei uns Brüdern eigentlich nie das Thema. Dirk war immer schon der Stärkere von uns beiden und da hat man sich eher an ihm orientiert, zumindest bis sich bei ihm die Verletzungen häuften [In Neuenbeken wurde Dirk einmal grob gefoult und als ich den Übeltäter – ein richtiger Hüne - zur Rede stellen wollte, fiel dieser wie von der Tarantel gestochen um – eine von zwei roten Karten in meiner Laufbahn; und diese ohne jegliche Berührung des Gegenspielers, was dieser nach dem Spiel auch einräumte]. Konditionell war ich aber stets fitter als mein Bruder und habe ihn mal bei einem Lauftraining 3 mal überrundet (leichtes Grinsen). Aber in der Ersten hatte ich tatsächlich keine wirkliche Perspektive, zumal man mich ins defensive Mittelfeld steckte und da mit Markus Brockmeier, Franz Schäfers und Franki Niggemeier noch einige Granaten auf meiner Position spielten, an denen ich nicht vorbeikam. Mir selbst war es wichtig zu spielen und so ging es ab in die zweite Mannschaft und zum Abschluss noch ein Jahr in die Dritte, wo ich in der Saison 2000/01 zum Aufstiegskader gehörte.
4. Mir wurden neulich beim Interview mit Volker und Susi Jagiella so einige Fotos von diversen Fußballfahrten gezeigt. Beinahe hätte ich dich nicht erkannt, so rank und schlank kamst du daher. Aber Spaß bei Seite: Es gab doch sicherlich das ein oder andere Highlight bei den Touren!? Lass uns teilhaben :-)
An oberster Stelle steht hier bestimmt die Fahrt der A-Jugend mit dem Bus nach Lloret de Mar, wo wir Spaß ohne Ende hatten und in sämtlichen Discotheken unseren Stempel hinterließen. Ich erinnere mich noch, dass der damalige Jugendvorsitzende Klaus-Jürgen (Assi) Lagers spät in der Nacht zu einem Barkeeper sagte, dass dieser eine Markierung an seiner Flasche anbringen sollte und er morgen an der Stelle weitertrinken würde - eine Anekdote für die Ewigkeit! Aber auch die Feier mit der Dritten nach dem Aufstieg war legendär: Antonius Baumhögger hatte irgendwann mal gesagt, dass er vom letzten Auswärtsspiel eine Planwagenfahrt zurück nach Borchen organisieren würde, wenn der Coup gelingt. Er hielt Wort und nach dem letzten Spiel in Dörenhagen stand die Kutsche vor Ort, mit der wir dann zurück zum Hessenberg, vors Roseneck und abschließend zum Grillen an die Lohne fuhren. Das war damals schon eine ereignisreiche Spielzeit in der Frank "Kirsche" Demandt, eigentlich als Torwart bekannt, mit 13 Treffern bis dahin unentdeckte Stürmerqualitäten zeigte. Franz „Winkel“ Schäfers half auch einmal aus. Ich habe mich danach gefragt wie man in einem Spiel eine solche Strecke zurücklegen kann und ihm angeboten jederzeit wieder mein linker Flügelmann zu sein. Mir gelang damals sogar ein Tor von der Mittellinie gegen den SJC Hövelriege und Kai Nowak sagte anschließend: "Danke Uwe, dass ich bei diesem historischen Moment dabei sein durfte!" Wir waren damals unter Lothar Meyer (Kapitän, Trainer und koordinierender Leiter), sowie Betreuer Seppel Dernbach schon ein guter Haufen und haben den anfänglichen Aufstiegsbedenken des Vorstandes ein klares Signal entgegen gesetzt.

Aber nicht nur Fahrten, sondern auch gewonnene Titel haben viele Eindrücke bei mir hinterlassen: 2005 wurden wir mit den U-15-Mädels Kreismeister. Mit den D-Juniorinnen gelang das Gleiche in der Saison 2009/10, wo wir zudem noch den Kreispokalsieg feierten. Den sicherlich größten Wanderpokal, den der SC Borchen je errungen hat, durfte ich mit den Mädels bei dem als „Weltmeisterschaft“ ausgetragenen Turnier aus Bad Sassendorf entführen. Dieser war dermaßen groß, dass wir ihn im Schaufenster der Apotheke unterbringen mussten, da es im Sportheim keinen geeigneten Platz dafür gab. Zu guter Letzt, aber unvergessen, um die Titelsammlung komplett zu machen, war der Überraschungserfolg bei der Dorfmeisterschaft im Jahr 2017, mit dem Tambourcorps Nordborchen. Meine beste Zeit hatte ich aber in der A-Jugend unter dem Trainergespann Volker Jagiella und Gerd Schiller, sowie den Betreuern Christian Waltemate und Michael Hahn. Hier herrschte ein irres Mannschaftsgefühl und donnerstags nach dem Training gingen fast alle geschlossen in die Kneipe nach Nordborchen. Hier kamen zu der Zeit immer zahlreiche Dorfstammtische zusammen, sodass man sich vorab schon Plätze hat reservieren müssen. Jagiellas Siggi hat uns dann noch Liederklassiker des Hessenbergs beigebracht „Auf dem Hessenberg, da bin ich zu Haus...“ oder so ähnlich. Und der Erfolg gab uns Recht: Am Ende der Saison 1988 wurden wir Vizemeister hinter Hövelriege und die haben damals mit den überragenden Bretschneider-Brüdern gespielt.

Unvergessene Momente gab es auch bei Hausmanns an der Theke, als häufiger mal Kniedrücken auf dem Abendprogramm stand und so mancher Stuhl in die Brüche ging – es war einfach eine schöne Zeit!

5. Gab es eigentlich schon zu eurer Zeit den Typ Spielerfrau, wie wir ihn heute am Rand sehen - also mit Käffchen in der Sonne sitzend, oder zog es eure Freundinnen nicht zum Platz hin?
Frauen waren bei uns eigentlich so gut wie nie am Platz. Ich glaube, dass in der A-Jugend auch kaum einer eine Freundin hatte. Meine Mutter musste uns allerdings mal zu einem Turnier nach Blau-Weiß Paderborn fahren, als unser Trainer nicht konnte. Das war gefühlt die einzige weibliche Begleitung, die wir mal am Spielfeldrand hatten.
6. Alte Herren, hast du meines Wissens nicht gespielt: Wie kam es dazu, dass du dann aktiv irgendwann aufgehört hast?
Ein einziges Spiel habe ich für die Alten Herren in Bad Lippspringe bestritten und da gab es gleich Gerangel auf dem Platz. Darauf hatte ich definitiv keine Lust und zudem hatte ich mit meinem Hobby beim Tambourcorps, meinem Beruf und der nun vorhandenen Familie genug Nebenschauplätze, die sehr zeitintensiv waren. Da muss dann ein Hobby kürzer treten. Zudem war es ja mit dem Aufstieg der Dritten ein krönender Abschluss & man soll ja schließlich aufhören, wenn es am Schönsten ist.
7. Bei der einen Sache aufgehört, bei der nächsten wieder angepackt: Ob SCB, Tambourcorps, Angelverein, oder Kirchenvorstand das Ehrenamt wird bei dir von klein auf großgeschrieben. Was treibt dich an und was rätst du jedem da draußen, bzgl. Engagements in und um unsere Dörfer?
Wer was verändern, Menschen motivieren, oder sich engagieren möchte muss selbst aktiv werden und wo geht das besser als im Ehrenamt?! Auf diesem Weg lernst du sehr viele Leute kennen und kannst, gerade im Sport, auch überörtlich Kontakte knüpfen. Bei mir sind so auch zahlreiche Freundschaften entstanden, die ich nicht missen möchte und wenn ich ab und zu alte Fotos durchgucke, fallen mir zahlreiche Geschichten ein, die mich geprägt haben - die hätte es ohne das Vereinsleben nicht gegeben. Im Tambourcorps Nordborchen hat mal ein Musiker folgenden Satz geprägt, der meines Empfindens für alle Ehrenamtler zum Motto werden sollte: "Du vergisst die Zeit, aber niemals den Augenblick!"
8. Lange herrschte Stillstand, was sportliche Investitionen in Sachen Fußball angeht. Kaum Bürgermeister rollt der Ball im wahrsten Sinne des Wortes und mit dem neuen Kunstrasen am Hessenberg und der kommenden Outdoor-Arena am Bohnenkamp, sind es gleich zwei Großprojekte, die das Herz höher schlagen lassen. Wie kommt es, dass nun doch alles so schnell ging?
Die Planungen für eine Verlegung des Sportplatzes, standen ja auch schon unter meinem Vorgänger im Raum. Da dringender Handlungsbedarf für den Kunstrasen am Hessenberg bestand, verständigte ich mich mit den Fraktionen und dem SC Borchen bereits einen Monat nach meinem Amtsantritt auf einen 10-Jahresplan für die Verlagerung der Sportstätte und die kurzfristige Erneuerung des Kunstrasens an bisheriger Stelle. Das dafür dann auch noch eine Förderung aus Landesmitteln in Höhe von 150.000,00 € genutzt werden konnte verdanken wir dem Gemeindesportbund und allen Borchener Sportvereinen. Bei der Outdoor-Arena ist es ähnlich: Unsere Gemeinde war und ist eine der sportlichsten im Kreis und das muss einfach unterstützt werden, zumal wenn aus Fördertöpfen geschöpft werden kann. So sind aktuell in Alfen und Etteln Gymnastikräume in der Planung, die das Angebot in unserer Gemeinde erweitern werden. Auch eine gute und zukunftssichernde Maßnahme ist die sportliche Kooperation und Unterstützung unserer Gemeindeorte untereinander, vor allem im Jugendbereich, wie derzeit zum Beispiel zwischen dem SC Borchen, dem SV BW Etteln und dem SV RW Alfen. Solche Beziehungen gilt es auszubauen, um eine Abwanderung in andere Stadtverbände zu vermeiden.
9. Erzähl uns kurz was zur Outdoor-Arena, da ja nicht jeder so im Thema ist: Wie ist das Konzept und vor allem wie sieht es mit der Kostenverteilung aus?
Die barrierefreie Outdoor-Arena ist ein tolles Projekt und wird vielen weiteren Menschen einen Zugang zum Sport ermöglichen. Das Land NRW bezuschusst die Arena mit 90 %. Da kann man dann eigentlich nicht nein sagen, gerade wenn man sieht, wie sie in Zukunft genutzt werden soll. In der Arena sind die Sportler ganzjährig witterungsgeschützt und trotzdem an der gesunden, frischen Luft. Der SC Borchen wird als Betreiber fungieren, aber genutzt werden kann sie im Prinzip von jedem. Damit verwirklichen wir einen lang ersehnten Traum zur Optimierung des Sportangebotes in der Gemeinde. Kinder- und Schulsport soll im Vormittagsbereich angeboten werden. Auch das Wohnheim an der Haarener Straße wird mit eingebunden und zudem werden hier Integrationskurse stattfinden. Am Wochenende soll die Möglichkeit bestehen, die Arena für Geburtstage oder ähnliche Feierlichkeiten zu mieten. Also ein Rundumpaket für die ganze Gemeinde! Aktuell müssen wir uns noch für den passenden Belag entscheiden, wozu wir uns im Ruhrgebiet nochmal ein Beispiel live vor Ort angeschaut haben. Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf dieses Projekt.
10. Aus Sicht des ersten Bürgers unserer Gemeinde: Was wünschst du dir für die Zukunft des SC Borchen?
Also für mich zählt aus heutiger Sicht nicht unbedingt der sportliche Erfolg, was früher als Aktiver definitiv anders war, sondern vielmehr, dass die Gemeinschaft gefördert wird. Alle, die Interesse an einem Hobby im Sport Club Borchen haben müssen mitgenommen werden, egal wie groß das Talent ist. Auch wünsche ich mir, dass die Vielfalt der Disziplinen so breit gefächert bleibt und sich auch weiterhin möglichst viele Bürger*innen im Ehrenamt engagieren, damit die Zukunft der Vereine gesichert ist. In Borchen beinhaltet der Sport auch integrative Arbeit; das finde ich auch für die Zukunft sehr wichtig. Alle Bürger*innen müssen die Möglichkeit haben sportliche Angebote wahrnehmen zu können und aktiv mitzuwirken. Mit der Social Community sehe ich unseren SC Borchen aber prima aufgestellt.




10 Fragen im Kreuzverhör – Maulwurf deckt auf

In dieser Kategorie geht es um den Kreis der Ehemaligen; ganz nach dem Motto: „Was macht eigentlich…?“ Vereinsgrößen, ob Vorstand oder Spieler, die bis heute ihre Spuren beim SC Borchen hinterlassen haben und fast immer noch präsent sind; eben Mitglieder & Ehrenamtler der ganz besonderen Art. Aber auch um Menschen, die vor der Fusion der Sportfreunde Nordborchen & der DKJ Kirchborchen einiges mit ihren Mannschaften erlebt haben und ihre Zeit auf eine gewisse Art prägten. Wir wollen mal etwas hinter die Kulissen gucken und Einblicke gewähren, die vielleicht sonst nicht zum Vorscheinen kommen.

Zehn Fragen, zehn Antworten und das ohne große Vorbereitung – denn das was spontan auf den Tisch kommt ist oftmals viel beeindruckender als große Reden zu schwingen.
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