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Spielnahes Kognitionstraining – DFB-Mobil besuchte SCB-Juniorinnen

Spielnahes Kognitionstraining – DFB-Mobil besuchte SCB-Juniorinnen
Kategorien: D-Juniorinnen, C-Juniorinnen, B-Juniorinnen, Fußball Junioren Allgemein

„Entscheidend is‘ auf‘m Platz“ – und dort vor allem im Kopf, so müsste die alte Fußballweisheit von Adi Preißler inzwischen ergänzt werden. Denn neben Technik, Taktik und den berühmten Tugenden wie Einsatzwille gehört die Spielintelligenz zu einer immer wichtiger werdenden Qualität. Was meist unter den abstrakten Begriff der Kognition fällt, heißt genauer, in Spielsituationen unter Druck schnell wahrzunehmen, zu entscheiden und zu handeln. Dazu bedarf es eines spezielleren Trainings. In der Ausbildung junger Fußballer/innen hat diese Einsicht in den letzten Jahren bereits vermehrt Einzug gehalten ihnen gezeigt, wie Füße und Köpfe gleichzeitig geschult werden können. Letztere rauchten dabei ordentlich.

 

Um sich von einem solchen Kognitionstraining selbst zu überzeugen, hatten die SCB-Juniorinnen das „DFB-Mobil“ für den 17. August auf den Hessenberg eingeladen. Zwei lizenzierte DFB-Teamer vom Stützpunkt aus Kaiserau führten eine Demo-Einheit mit 18 Spielerinnen aus unserer U15 und U17 unter der Beobachtung ihrer Trainer/innen durch. In 90 Minuten wurde ihnen gezeigt, wie Füße und Köpfe gleichzeitig geschult werden können. Letztere rauchten dabei ordentlich.

 

Im Mittelpunkt des Vorführtrainings stand nämlich die sogenannte „Reswitch“-Methode. Dabei kommen Leibchen zum Einsatz, die sich nicht nur farblich unterscheiden, sondern auf denen zusätzlich noch unterschiedliche Symbole, Zahlen und Buchstaben gedruckt sind. Hierdurch kann ein/e Trainer/in während einer Spielsituation die Teamzugehörigkeit flexibel ändern. Beispiel: Es spielt zunächst klassisch „Rot gegen Weiß“. Das Kommando „Symbol“ sorgt für einen Wechsel. Plötzlich gehören alle zu einem Team, die eine Raute tragen.

 

Was sich in der Theorie einfach anhört, sorgt in der Praxis für beabsichtigte Irritation: Halt! Welches Symbol habe ich nochmal? Moment! Wer gehört jetzt alles zu meinen Rauten? Stopp! Wieso rennt jemand neben mir bereits zum Tor? Der Blick runter auf das eigene Leibchen kostet Zeit. Dass die Farben zwar noch da sind, aber keine Rolle mehr spielen, lenkt ab. Das Chaos und der Stress – das Spiel an sich ist schließlich nicht unterbrochen –, führen zu bewussten Schwierigkeiten. Mit etwas Übung entwickelt sich jedoch ein immer besser werdendes Umschalten im Kopf und damit auch das entscheidende Umschalten auf dem Platz. Denn gerade das im modernen Fußball maßgebliche „Umschaltspiel“, der Wechsel von Abwehr auf Angriff und umgekehrt, verlangt schnelle Orientierung und Reaktionsfähigkeit. Hier setzt das spielnahe Kognitionstraining an.

 

Stets vor neue Herausforderungen gestellt, die zum Umdenken zwingen, wurden gleichzeitig nützliche Lösungsansätze in der Demo-Einheit geschult: Die Ballführende konnte beispielsweise zunächst in einen freien Raum dribbeln, um sich Zeit zu verschaffen. Zur wechselseitigen Unterstützung sollten sich zu findende Mitspielerinnen lautstark bemerkbar machen. Permanentes in Bewegung bleiben, förderte auch die kognitive Beweglichkeit.

 

Dank des festen Grundaufbaus eines etwa 25 x 20 Meter großen Trainingsfeldes, das dennoch zahlreiche Spielformen zulässt, wurde eine hohe Nettotrainingszeit ermöglicht. Besondere Dynamik entfaltete sich bei unseren SCB-Mädels in einer Variante, bei der immer wieder Unterzahl- und Überzahlsituationen entstanden: Beim jeweiligen Reswitch-Kommando sahen sich Spielerinnen schlagartig mit einem 1-gegen-3 bzw. 3-gegen-1 konfrontiert. Hier hieß es nun, sich entweder gegen drei Abwehrspielerinnen oder gegen drei Angreiferinnen durchzusetzen. Wer sich besonders fix auf die neue Situation einstellte, konnte seine Gegnerinnen förmlich überrumpeln. Da machte allein das Zuschauen von außen Spaß.

 

Nach abwechslungsreichen 90 Minuten konnten die anwesenden SCB-Trainer/innen im Anschluss noch ihre allgemeinen Fragen stellen. Die beiden DFB-Teamer, Gunther und Martin, ließen Broschüren da, die die gesamte Kognitionseinheit mit weiteren Variationsmöglichkeiten anschaulich darstellen. Schließlich sollen die neuen Impulse nach Möglichkeit bald ins eigene U15/U17-Training integriert werden.

 

Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass die so hilfreichen Reswitch-Leibchen nicht gerade günstig sind. Ein Satz mit 16 Leibchen kostet allein 200€. Aber Spielintelligenz heißt in diesem Zusammenhang ggf. auch, sich kreativ alternativer Mittel zu bedienen, um auf dem Platz das vermittelte Prinzip nachzuahmen – damit die Köpfe entscheidend trainiert werden.

 

Seit 2009 ist der Deutsche Fußball-Bund mit insgesamt 30 Mobilen in Deutschland unterwegs. Die DFB-Mobile – bis unter das Dach vollgepackte Kleintransporter – fahren bundesweit bis an die Eingangstür von Grundschulen und Vereinsheimen. Ziel der Besuche ist es, Lehrer/innen und Jugendtrainer/innen direkt und unkompliziert praktische Tipps zu geben. Bei jedem DFB-Mobil-Vereinsbesuch, der 1x pro Jahr möglich ist, kann im Vorfeld eines von mehreren Modulen für verschiedene Altersklassen ausgewählt werden. Darüber hinaus werden unterschiedliche Kurzschulungen für Trainer/innen, auch ohne jegliche Vorerfahrung, durch den Verband angeboten.



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