SC Borchen Fußballabteilung - Wie unsere Leidenschaft den Alltag an sich reißt

Wie unsere Leidenschaft den Alltag an sich reißt



Normalerweise ist der Samstag fest getaktet: Was bis Mittag nicht erledigt ist wird auf die nächste Woche verschoben, denn nun heißt es sich vorzubereiten auf den Bundesliganachmittag. Bin ich früher selbst noch häufig ins Stadion gefahren, so hat sich das in den letzten Jahren stark gewandelt. Inzwischen sitzen wir mit sechs Mannen gemeinsam vor dem Fernseher, lassen die Woche Revue passieren und haben ohne Ende Spaß, denn irgendwer macht immer ‘nen dummen Spruch. Gut, man hat jetzt nicht die Stadionatmosphäre, aber dafür liegt das nächste Getränk nur wenige Sekunden entfernt, eiskalt im Kühlschrank und vor der Toilette bilden sich keine langen Warteschlangen - auch die An- & Abreise ist in rund zehn Minuten erledigt und die lästigen Tickethotlines kann man sich auch schenken. Was will man mehr, wenn man in ein gewisses Alter kommt :-) ?

Nun ja, das gemeinsame Rudelgucken ist seit November auf Eis gelegt und so kam es neulich nur zu einem kleinen Tête-à-Tête zwischen mir und meinem Kumpel Freddy, denn zwei Personen aus zwei Haushalten sind ja aktuell noch erlaubt. Der Freddy ist ein verrückter Typ, früher Allesfahrer mit dem FC Schalke, aber seit er in Rente ist hat er ein paar Gänge zurück geschaltet. „Wat soll ich denn noch erleben? Ich war doch überall, bin abgestiegen, aufgestiegen, habe den UEFA-Cup in Mailand gewonnen und ein paar Mal den DFB-Pokal erlebt, war Vier-Minuten-Meister und immer live dabei – wer will mir denn einen erzählen? Heute hast Du doch überwiegend die Fußballtouristen, die nur das Trikot spazieren fahren und gar nichts mehr wissen über unseren Malocher-Club. Manchmal wünschte ich wir würden in der Regionalliga spielen; da riecht es nach alten Oberligazeiten, Nostalgie im Raum und wahre Fans, die sich für nichts zu schade sind. Sehe ich heute diese Sitzkissen-Fraktion, die erst mit Anpfiff ins Stadion kommt, da könnt ich kotzen!“ Da bringt es mal einer auf den Punkt.

Seit die Bundesliga mit Geisterspielen daher kommt hat der Freddy übrigens ein neues Hobby – er kommentiert die Spiele seines Vereins selbst: „Bei Sky kann ich keinen länger als ne Minute hören – den Buschmann, den sollten se mal ganz tief im RTL-Keller einbuddeln und den Wolf Fuß, hör mir auf; was interessiert mich was der Spieler morgens zum Frühstück hatte und wer seine Lieblingsband ist – um 15:30 Uhr muss der Fußballspielen können und sich reinhängen, der Rest ist mir doch Hupe!“ Und dieses Selbst-Kommentieren ist dem Freddy irgendwie in seinen Alltag gerutscht. Der hat ne ganz liebe Frau, also nicht so eine, die hofft, dass die Jungs noch vor dem Abendspiel wieder verschwunden sind – nein, sie kümmert sich im Hintergrund um alles, damit wir einen schönen Nachmittag verbringen können und das immer mit einem Lächeln. Was sie bisher allerdings nicht wusste, Freddy hat in der Küche und im Treppenhaus zum Keller Kameras installiert und verfolgt nun begeistert die Wege der Gattin. „Schatzi, kannst Du uns noch ne Rutsche Bier von unten holen“ hallt es zur Halbzeit durchs Wohnzimmer. Sie geht los, er öffnet den Laptop und dann wird das Spielchen förmlich zelebriert: „Da schickt er sie in die Tiefe, kurze Linksdrehung, vorbei am Nachbarskeller und da ist sie schon in der Box. Das Tor zum Kühlschrank noch zugeparkt, aber irgendwie drückt sie sich an der Karosse vorbei und schnappt nach den kalten Getränken – jetzt bloß nicht zu lange in den Händen halten. Sie eilt zurück, wie ein junges Reh mit drei Sprüngen die Treppe hoch, jetzt nur noch durch den engen Korridor bis zum Wohnzimmer und da ist das Ding; was für eine Glanzleistung in der Kürze der Zeit!“

Ich könnt mich wegschmeißen vor Lachen, wie geil ist das denn bitte. Doch schon geht es weiter, als Freddy auf das Etikett schaut: „Böses Foulspiel“ ruft er durch den Raum und zieht aus seiner Gesäßtasche die rote Karte, die er seinem Schatzi direkt vor die Nase hält. Sie weiß schon was kommt und muss zur Strafe in die Küche, wo sie Schnittchen als Entschädigung schmiert. Ich gucke Freddy entsetzt und mit fragenden Augen an: Was war passiert? „Hömma, die wollt‘ mich vergiften“ entgegnet er mit puterrotem Kopf und zeigt auf die Flasche „Radler-Alkoholfrei!“ Auf diesen Schock gibt’s ‘nen Korn und die Stullen lassen auch nicht lange auf sich warten.

Was ein geiler und vor allem lustiger Nachmittag – probiert es selbst mal aus und lasst Eure Leidenschaft „Fußball“ in Teile Eures Alltags übergehen – probiert es zum Beispiel bei der Arbeit aus und nutzt die Macken Eurer Kollegen; wenn Ihr es richtig anstellt werdet Ihr noch lange davon erzählen und die Lacher auf Eurer Seite haben.

Bis dahin
Euer Maulwurf

Maulwurfs Blutgrätsche


Es gibt in Borchen nur eine Person, die bereits jedes Ehrenamt ausgeführt hat und dementsprechend zu allem was zu sagen hat: Unser Maulwurf! Zukünftig bekommt er im Einwurf und hier ab und zu die Gelegenheit zu einer Blutgrätsche anzusetzen. Diese muss nicht immer weh tun, Spaß macht sie aber auf jeden Fall. Beschwerden bitte direkt in der Altenaustraße einreichen ;-)
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