SC Borchen Fußballabteilung - Kreuzverhör - Ilona Waltemate
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Die Jagiellas im Kreuzverhör

Heute kommt es zu einem Doppelinterview und welches Paar könnte dafür besser geeignet sein, als die Jagiellas.
Maulwurf sprach mit ihnen am Donnerstag, 06.Januar 2022.
„Was machen eigentlich Volker und Susi so?“

Steckbrief

Name: Volker Jagiella
Susanne Jagiella, geborene Altmiks
Spitzname: Volker & Susi
Alter: 60 & 56 Jahre
Mitglied seit: 1972 & 1989
Spielposition: Mittelfeld & Libero
Linke Verteidigerin
Werdegang: Spieler(in): Volker hat ab dem 7. Lebensjahr alle Jugendmannschaften durchlaufen,
2. & 1. Herren, sowie Altherren gespielt.
Susi hat in der 1. & 2. Frauenmannschaft gespielt
Trainerstationen (Volker): Jugendbereich: von 1979 bis 2013
2. Damen von 2013 bis 2022
Vorstandsarbeit (Volker): 1988 – 2002 (Fußballjugend)
2002 – 2022 (Hauptvorstand)
Betreuerin (Susi): 2. Damen von 2013 bis 2022
Mädchen 2004 - 2013
1. Der SC Borchen ist in vielen Bereichen seit Jahrzehnten ein, ich nenne es mal ‚Clanimperium‘ und die Jagiellas sind eine dieser Familien. Von Großvater bis Enkelkind waren und sind alle aktiv. Macht es euch stolz bisher so viel für unseren Verein geleistet zu haben?
Wenn man auf die Erfolge guckt, die man im Laufe der Jahre erreicht hat und das auch zum Teil mit der Familie, dann kann man durchaus stolz sein. Wir sind froh, dass unsere Töchter, nachdem Sie in jungen Jahren mehrere Sportarten (Basketball, Judo und Voltigieren) ausprobiert haben, am Ende aber unser Interesse am Fußball teilen und selbst aktiv sind. Da wir sie ja coachen und betreuen werden die Sonntage stets zum Familienausflug. Und jetzt wo die Kinder aus dem Haus sind, bringt einen der Sport jede Woche wieder zusammen.

Glücklich kann man zudem sein, wenn man jahrelang Jugendtrainer war und das Ergebnis der Arbeit sieht. So sind zum Beispiel einige Jungs, die 2008 mit der Ersten den Landesligaaufstieg perfekt machten unter anderem von mir trainiert worden (leichtes Grinsen bei Volker im Gesicht). Und was mich auch richtig gefreut hat, ist die Tatsache, dass mit Andreas Wiegel ein ehemaliger Schützling sogar für Schalke ein Tor in der Europa-League geschossen hat. Das war am 14. Dezember 2011, auswärts gegen Maccabi Haifa, eingewechselt für Julian Draxler in der 65. Minute und mit dem 3:0 in der Nachspielzeit. Da guckst Du ein Spiel irgendwie anders, wenn man jemanden persönlich kennt.
2. Volker, du als Trainer und Susi als Betreuerin der II-Damen am Rand: Wenn man das gleiche Hobby noch in derselben Mannschaft durchlebt, kommt es da häufiger zu Konflikten?
Eher weniger. Nach dem Spiel machen wir meist einen Haken hinter das Spiel und reden zu Hause nicht mehr drüber, was wohl auch dem oftmals guten Spiel geschuldet ist – wenn es läuft, dann musst du dich ja auch nicht ärgern.
In dieser Saison kommt es im Vorfeld eines Spiels, bei uns zu Hause, aber schon mal häufiger zu Aufregern. Bei uns war das früher so: Fürs Spiel zugesagt, hieß auch, dass ich erscheine. Heute krempelst du vorm Sonntag noch gefühlt vier Mal alles wieder um, weil spontane Absagen kommen. Da werde ich dann kurzzeitig schon mal ungenießbar, aber Susi holt mich da schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.
3. Wie sieht es eigentlich beim Ehepaar Jagiella privat aus - ist Fußball da auch das dominierende Thema, oder trennt Ihr das strikt?
Sport ist generell immer ein Thema, nicht nur der Fußball. Wir interessieren uns für so ziemlich alles was in Bewegung ist und können dann auch über vieles sprechen.
4. Und wie ist so ein Verhältnis zwischen Töchtern und Eltern, wenn der Papa gleichzeitig Trainer und die Mama Betreuerin ist?
Da können wir uns nicht beschweren, wir haben da zwei gute Mädels und da Denise ja aktuell Kapitänin der zweiten Damen ist, besprechen wir im Vorfeld schon alles Nötige. Kritik gibt es dann nur während der 90 Minuten. Und lass mich noch eines ergänzen: Dass unser Verhältnis gut ist, sieht man ja auch daran, dass beide Töchter unter dem Comeback-Trainer weiterspielen.
5. Volker, du sprichst es gerade an: In der Not nochmal als Trainer zurückgekommen und das obwohl du gesundheitlich auch längere Zeit arg gebeutelt warst. Überlegt man da erst zwei Mal, oder war für dich von vornherein klar, dass du den Feuerwehrmann spielen wirst? Susi, wie begeistert warst Du von dieser Entscheidung?
Volker: Gewollt habe ich das im ersten Moment nicht direkt, als Martin Schreckenberg bei mir vor der Tür stand. Wenn man 40 Jahre Trainertätigkeiten ausgeübt hat, dann muss auch mal irgendwann Schluss sein! Also habe ich ihn erstmal weggeschickt, um jemand anderes zu suchen. Wie Du siehst, war Martin nicht erfolgreich und so habe ich eben noch ein letztes Mal zugesagt – ich konnte unsere Mädels ja nicht hängen lassen.

Susi: Alle kennen ja Volker und seine Leidenschaft für diesen Sport. Wenn er sich gut fühlt kann ich auch nicht nein sagen, zumal ich ja weiterhin Betreuerin gewesen bin. Außerdem haben wir gehofft, dass die eine oder andere Spielerin doch nochmal die Schuhe schnürt, wenn der Excoach wieder da ist und es hat gefruchtet. Oftmals sind wir mehr Spielerinnen beim Training, als beim Spiel.
6. Susi, du hast selbst hinter den Ball getreten und den Damenfußball in Borchen mit ans Laufen gebracht. Im Prinzip bist du seit 30 Jahren engagiert dabei - wünscht du dir, dass deine Töchter diesen Weg fortführen werden?
Es wäre schon schön, wenn meine Mädels mal eine Mannschaft übernehmen würden und der Name Jagiella weiterhin prägend beim SC Borchen ist, aber das steht aktuell noch in den Sternen.
7. Ich erinnere mich noch an meine Betreuerzeit bei den Amateuren, Mitte der Zweitausender: Volker sprang kurzfristig als Trainer ein und gewann mit uns den Bürgermeisterpokal in Dörenhagen - sicherlich nur ein kleiner Erfolg. Was waren eure persönlichen Karriere-Highlights sowohl als Spieler(in), als auch im Trainer-/Betreuerstab.
Beide schnaufen tief durch

Volker: Man muss sich bei so einer Frage erstmal sortieren, denn ohne überheblich zu klingen, in 40 Jahren als Trainer, gab es doch einiges zu bejubeln und wenn ich jetzt beispielhaft einige Sachen nenne, hätten es genauso gut auch andere Dinge sein können.

  1. Es gab mal ein dreitägiges U15 Jugendturnier in Bad Sassendorf, das sich Mini-WM nannte und die WM nachspielte. Hier nahmen 32 Mannschaften aus ganz Deutschland teil und der SC Borchen wurde „Weltmeister“, obwohl es da im Prinzip um nichts „Großes“ ging, war es schon ein Erlebnis, die 3 Tage mit so vielen Mannschaften und den ganzen anderen Trainern und Betreuern zu verbringen
  2. Mit Andi Jaeschke und mir als Trainer bei den Minikickern, war unser Team, weder in Punktspielen, noch in Pokalspielen (wurde damals am Anfang von den Minis noch alles ausgespielt) zu bezwingen und hat dabei fast immer zweistellig gewonnen. Das war fast schon unheimlich.
  3. Mit der U-15 habe ich mal drei Jahre kein Spiel verloren und der erste Aufstieg mit der U-17 im Jahr 2008 in die Westfalenliga war dann mit Sicherheit der größte Erfolg als Trainer in der Jugend.
  4. Der Aufstieg in der Saison 2017/18 mit den 2. Damen in die Bezirksliga zählt auch zu den absoluten Highlights, besonders, da wir vorher 4 Jahre hintereinander Vizemeister geworden waren und irgendwie als „unaufsteigbar“ galten.

  5. Als Spieler und Kapitän der 1. Seniorenmannschaft war sicherlich der Aufstieg in die Bezirksliga 1997 ein riesen Ding, zumal wie es für mich überhaupt dazu gekommen ist: Ich spielte eigentlich schon Alte Herren und Stefan Schreckenberg, der damals Trainer der Ersten war, sagte zu mir, dass ich doch mal zum Training kommen sollte, und das war dann mein Wiedereinstieg in die 1. Mannschaft und das mit über 32 Jahren. Unter Trainer Michael Max, der mich als Ältesten direkt zum Kapitän machte, gelang uns dann der lang ersehnte Aufstieg in die Bezirksliga am letzten Spieltag, mit einem 2:0 über Dörenhagen. Das Alter spielt also keine Rolle, wenn man sich gut fühlt.
  6. Hochstiftmeister mit den Altherren zähle ich genauso zu meinen Highlights, wie den einmaligen Gewinn des Internen-Hallenturniers im Jahr 2013 – 17 Anläufe hat es gebraucht, um diesen Titel zu erringen.
  7. Zum Abschluss nenne ich hier noch jemanden, der aus meiner Sicht Phänomenales über die Jahre geleistet hat und zwar als Scout. Ohne die Kunst von Gerd Schiller wären viele junge Spielerinnen nicht nach Borchen gekommen und es hätte derartige Erfolge auch nicht gegeben.

Susi:

  1. Auch wenn ich in dem Jahr nicht dabei war, als junge Mutter mit einem Mann der drei Tage am Wochenende auf dem Platz steht, war der Aufstieg der Damen 1999 in die Bezirksliga sicherlich auch für mich, als Mitbegründerin des Damenfußballs in Borchen eine großartige Sache.
  2. Der Aufstieg mit der zweiten Damenmannschaft 2018 war auch ein lang ersehnter Traum. Fast noch höher zu bewerten ist der Klassenerhalt im Jahr danach, als wir von vielen Abgängen geplagt waren.
  3. Und richtig Spaß hatten wir immer bei den „Heino Sommercamps“ in den Niederlanden, wo Jugendmannschaften aus ganz Europa gegeneinander um den Sieg kämpften. Das waren immer sehr schöne Fahrten und gute Sachen fürs Gemeinschaftsgefühl. Das bleibt ein Leben lang in Erinnerung.
  4. Toll war auch, für meine Verdienste als Betreuerin, die Aufnahme 2010 in den „Club 100 des DFB“, der sich auch richtig etwas einfallen ließ: Zwei Wochenenden in Berlin, Besuch der Frauen WM, sowie Bundesliga- und Länderspiel!

8. Ihr seid ja beide sehr musikaffin - Dürft Ihr auch den Kabinensound bestimmen?
Da Susi schon im Vorfeld des Heimspiels Getränke & Snacks verkauft und ich als männlicher Trainer nicht in die Kabine darf, hat sich das mit der Musik erledigt. Es laufen aber meistens Malle-Songs, was eh nicht so meins ist.
Dennoch würde man als Trainer schon mal gern mehr mit der Truppe in der Kabine quatschen, außer dem Taktikgeplänkel und vielleicht auch mal eines meiner Lieblingslieder gemeinsam hören.
9. Corona hat uns alle ja ziemlich müde gemacht: Wie schafft man es sich selbst und vor allem das Team dennoch immer wieder für das Hobby zu motivieren?
Da sagst du was, das ganze hin und her macht einen schon mürbe. Draußen Training 2G, in der Halle 2G+, dann wieder Lockdown etc. Aber Susi und ich mussten da gar nichts machen, weil unsere Mädels der Zweiten super kreativ sind: Gemeinsam im Videochat wurden Sport- & Trinkspiele gemacht, wir waren als Team im Pop-Up-Biergarten und haben im Sommer eine Art Orientierungsmarsch gemacht, wo es an diversen Orten Aufgaben zu erfüllen gab. Alles in allem hat man sich nicht verkrochen, doch die wöchentliche Routine wurde viel zu oft gestört.
10. Und zu guter Letzt: Wie lange wird es das Jagiella-Paar noch aktiv an der Seitenlinie geben?
Volker: Man soll ja niemals nie sagen, aber für den Trainer Volker ist nach dieser Saison definitiv Schluss. Ich bin inzwischen 3 ½ Mal so alt, wie unsere jüngste Spielerin und dann muss man auch mal erkennen, das der Endpunkt erreicht ist. Aber ich vertraue da voll Martin Schreckenberg, der mit Sicherheit einen geeigneten Nachfolger finden wird.
Susi: Ich schwanke noch ein bisschen hin und her und warte jetzt erstmal die Saison ab. Beide Jagiellas sonntags auf dem Sofa sind doch irgendwie schwer vorstellbar.








10 Fragen im Kreuzverhör – Maulwurf deckt auf

In dieser Kategorie geht es um den Kreis der Ehemaligen; ganz nach dem Motto: „Was macht eigentlich…?“ Vereinsgrößen, ob Vorstand oder Spieler, die bis heute ihre Spuren beim SC Borchen hinterlassen haben und fast immer noch präsent sind; eben Mitglieder & Ehrenamtler der ganz besonderen Art. Aber auch um Menschen, die vor der Fusion der Sportfreunde Nordborchen & der DKJ Kirchborchen einiges mit ihren Mannschaften erlebt haben und ihre Zeit auf eine gewisse Art prägten. Wir wollen mal etwas hinter die Kulissen gucken und Einblicke gewähren, die vielleicht sonst nicht zum Vorscheinen kommen.

Zehn Fragen, zehn Antworten und das ohne große Vorbereitung – denn das was spontan auf den Tisch kommt ist oftmals viel beeindruckender als große Reden zu schwingen.
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